Das Halsband der Königin by Alexander Lernet-Holenia

Das Halsband der Königin by Alexander Lernet-Holenia

Autor:Alexander Lernet-Holenia [Lernet-Holenia, Alexander]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105611944
Herausgeber: FISCHER Digital
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Wenn die de Courville aber schon nicht die de la Motte gewesen sein soll, war dann wenigstens nicht Herr Augeard in Wirklichkeit der Sieur Rétaux de Villette?

Das ist allerdings sehr wahrscheinlich.

Ursprünglich, so heißt es, soll er sogar gewollt haben, daß Bette selber die Courville heirate. Aber Bette konnte sie nicht heiraten, denn er war schon verheiratet, und das war, laut Brief eines öffentlichen Angestellten von Saint-Omer an Herrn Duveyrier, den Rechtsanwalt der Herren Loque und Vaucher, gekommen wie folgt:

»Mein Herr«, so schreibt jener öffentliche Angestellte an den Advokaten Duveyrier, »ich gestatte mir hiemit, Ihren liebenswürdigen Brief vom 27. d.M. zu beantworten, indem ich Ihnen mitteile, daß ich den Sieur de Bette, von welchem Sie sprechen, sehr wohl gekannt habe. Er ist der Sohn eines Steinklopfers und war seines Zeichens Eleve der Chirurgie. Den Titel d’Etienville hat er schlankweg erfunden, denn weder er selbst noch seine Eltern haben jemals auch nur einen Kreuzer im Vermögen gehabt. Seine Mutter lebt noch, aber statt in Etienville lebt sie bloß in der Rue Saint-Bertin. Er selbst war Chirurg in Lille und hat dort ein altes Fräulein vom Stande geheiratet, obwohl ihre Familie alles eher als dafür gewesen ist. Schon waren Tag und Stunde der Eheschließung festgesetzt gewesen, da ging Bette, am Abend zuvor, ins Schauspiel. Man gab ›Nanine‹. Die Figur der Baronin d’Olban sprang ihm in die Augen. Auch seine eigene Zukünftige war ja alt und war von Adel. Die Ähnlichkeit der Fälle erschreckte ihn. Wenn auch ich selbst – so fuhr es ihm durch den Sinn – eine Baronin d’Olban zu heiraten im Begriff wäre! Der Gedanke erschütterte ihn dermaßen, daß er das Weite suchte und sich bei einem Freunde verbarg, ja schließlich entfloh er sogar heimlich mit der Diligence nach Lille. Die Zukünftige aber war von alledem unterrichtet. Sie ließ die Diligence aufhalten und stieg mit ein. Das war um Mitternacht. Anderntags, als es licht wird, sieht Bette diejenige, der er entfliehen will, an seiner Seite. Sie kehren beide zurück zu Bettes Mutter, wo sie sich zwar für verheiratet ausgeben, es jedoch gar nicht wirklich sind. So leben sie achtzehn Monate zusammen. Allein das alte Fräulein war wirklich eine Art Baronin d’Olban, und niemand vermochte mit ihr in Frieden zu leben. Bettes Mutter beklagt sich bitterlich darüber, und der Sohn, der nicht schuld daran sein will, enthüllt ihr das ganze Geheimnis. Doch hat dies eine völlig andre als die beabsichtigte Wirkung. Denn die Mutter, die voller Skrupeln steckt, zwingt die beiden, auf der Stelle zu heiraten. Danach vertut Bette die Mitgift und steckt seine Frau ins Katharinenkloster. Später hat ihre Familie sie aus Mitleid wieder aufgenommen. – Es ist etwa drei Wochen her, daß sich jemand an mich gewendet hat, um von mir in Erfahrung zu bringen, wo denn die Seigneurie von Etienville eigentlich liege; und ich habe ihm, wie auch Ihnen selbst, zur Antwort geben müssen, daß ich keine Ahnung davon hätte. Zwar seien mir die Eltern des Chevaliers wohl bekannt gewesen, besessen jedoch hätten sie trotzdem nicht das mindeste …«



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